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Was wollen Segler in Salzburg?

Was für eine alberne Idee für Segler, an den Alpenrand zu fahren! Wer lässt sich denn so etwas einfallen? Anja und Ralf, na klar!

Achso, da gibt es eine Werft. Bei Salzburg?

22.11.19, Freitag früh, unchristliche 06:00 h: Tatsächlich sind außer Frühaufsteher Mitja alle anderen auch pünktlich am Busparkplatz vor dem SGK-Vereinsheim und steigen verschlafen in den Bus. Fahrer Roger hat die Güte, die Vorstellung kurz zu halten, dann holt die meisten der versäumte Schlaf nach. Eine erste Pause: Stopp am Rastplatz, Biertisch raus und plötzlich steht er voll mit Leckereien, Kaffee (guter!), Tee, frische Brötchen, Belag aller Art, Frikadellen, Käse in mundgerechten Stücken, Kuchen und Muffins, hach, so kann es bleiben! Weiter geht die Fahrt, die ersten können nun schon sprechen und wir erhalten eine kleine Vorstellung von Rogers ironischen Lebensweisheiten. Nächster Stopp, diesmal direkt hinter der Leitplanke – erneut beste Versorgung…

Schon vor 15:00 h sind wir in Hallein/Österreich und betreten die dortigen Salzwelten. Großes Amüsement beim Einkleiden mit kleidsam weit geschnittenen Hosen und Jöppchen zum Schutz der eigenen Kleidung. Zur Einstimmung gibt es einen Schnaps und dann geht es mit dem Aufsitz-Bähnchen tief in den Berg hinein. Unser Führer erklärt anschaulich (anschlaulich?) den Abbau des Salzes, mit Spitzhacken wurde einst das weiße Gold aus dem Berg gebrochen, später große Kavernen mit Wasser gefüllt und das nach einige Zeit mit Salz gesättigte Wasser abgepumpt und wieder dehydriert. Holzrutschen lassen uns in die Tiefe sausen (das geht auch mit Krücken), ein Kahn schippert uns über einen See im Inneren des Berges, immer wieder veranschaulichen kurze Video-Ergänzungen Beziehungsgeflecht und Arbeitsbedingungen von Arbeitern und Fürsten.

Den Abend verbringen wir im Hotel, schöne Zimmer mit guten Matratzen – wir fühlen uns wohl.

Samstagvormittag geht es nun zum eigentlichen Ziel dieser Seglerreise, der SunBeam-Werft

Mit dem Bus geht es um den in der Sonne strahlenden Mattsee zur Schöchl-Werft, wo wir vom Geschäftsführer empfangen werden. Dank einer weiteren Gruppe seiner Lions-Freunde kommen wir in den Genuss einer Chef-Führung und lernen: Der Mann liebt seine Produkte. Unterhaltsam, informativ und technisch versiert werden wir zu den verschiedenen Ausbaustationen geführt, erfahren viel über GFK-Laminierung, Holzarten, Verarbeitungstechniken und bringen ihn tatsächlich gelegentlich mit Fachfragen in Verlegenheit. Sunbeam pflegt eine große Fertigungstiefe und hat sich gut am Markt platziert. Der Hersteller ist spezialisiert auf Boote ab 22 ft aufwärts und beleifert damit den großen Binnenmarkt der süddeutschen, österreichischen, schweizer und oberitalienischen Seen. Und auf einmal erscheint einem der Standort dann doch geeignet…

Natürlich „kann“ SunBeam auch größere Schiffe und so turnen wir am Ende mit schicken Schuhüberzieherli über die frisch prämierte „European Yacht oft he Year“, eine SunBeam 46.1. Hier nunmehr fertig zusammengebaut handschmeichlerisches Holz, stabile Winschen, klug durchdachte Auszüge und Schapps, Duschen, die ihren Namen verdienen, und viele weitere Wohlfühlaccessoires für den allerdings größeren Geldbeutel.

Doch nun kneift der Magen ein wenig und unser Bus bringt uns in die Innenstadt von Salzburg. Hier schlagen wir uns am Fuße des Festungsberges auf dem Weihnachtsmarkt die Bäuche voll, der Glühwein braucht ja eine Grundlage. Manchen zieht es ins Café, andere in den Dom, der mit der Innenstadt zum Unesco-Welterbe gehört. Barocke Pracht empfängt einen hier, Haupt- und Vierungsorgeln lassen eine prunkvolle Weihnachtsfeier vorausahnen, Glockenbegeisterte kommen auf ihre Kosten.

Eine kurze Verschnaufpause im Hotel, dann müssen wir schon wieder essen, begleitet von persönlichen Gesprächen und neuen Kontakten in alle Richtungen, schööön!

Sonntag früh wartet nach dem Frühstück schon Roger mit seinem Bus, lässt uns vor dem Einsteigen noch Zeit für die Krippenausstellung nebenan und dann geht es die 630 Kilometer Richtung Kassel zurück. Bei einer der Pausen sammeln wir an der Raststätte noch zwei Handwerker auf der Walz auf, einen Zimmergesellen, der seine drei Jahre Wanderschaft schon auf dem Buckel hat und eine junge Zimmerfrau, die gerade zwei Wochen zuvor erst losgezogen ist. Ob sie es wie ihr Mentor auch bis nach Mittelamerika schafft? Die beiden freuen sich über den Lift und erzählen ein wenig von ihrem Stand und einigen Erlebnissen.

Frohes Abschiednehmen am Vereinsheim beendet diesen Ausflug, ein tolles Winterprogramm habt Ihr Euch einfallen lassen!

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