Am 23. November 1972 gründeten 16 Kasseler Segler, die seit 1956 in einer Ortsgruppe des Deutschen Hochseesportverbands Hansa (DHH) aktiv waren, die Seglergemeinschaft Kassel.
Ihr erster Vorsitzender Alfred Steinmetz formuliert : „Die Seglergemeinschaft Kassel will sich nicht abkapseln, sondern einer breiten Öffentlichkeit den Weg zum Segeln und damit zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung – auch für die Familie – freimachen. Sie will einmal stolz darauf sein, den Segelsport auch denen ermöglicht zu haben, die zwar die Freude und Begeisterung mitbringen, aber nicht den entsprechenden Geldbeutel zur Verfügung haben. Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit wird bei der Jugendarbeit liegen. Vorrang soll die Ausbildungsarbeit haben …“
Im Herbst 1973 hat die Seglergemeinschaft Kassel e.V. bereits 119 Mitglieder, davon 11 Jugendliche, und kauft neben einem Schwertzugvogel, der auf den Namen Ephesus getauft wird, auch 6 Optimistenjollen.
Der erste Bootssteg der SGK am Edersee wird im Frühjahr 1974 in Betrieb genommen.
Die SGK erlebt starken Aufwind und hat zu Vereinsabenden und Veranstaltungen namhafte Gäste wie Deutschlands Segler-Urgestein Rollo Gebhard, Claus Hehner als einzigen Deutschen der ersten Einhand-Pazifik-Regatta oder den Chef der Asmus-Werft (Hanseat) aus Glückstadt.
Im Jahr 1975 zählt die SGK bereits 400 Mitglieder, von diesen haben in 1976 bereits 92 eigene Yachten. An den Führerscheinausbildungen nehmen jährlich 80 bis 100 Segler teil.
Starker Aufwind entwickelt bekanntlich Kräfte, kann auch zu Turbulenzen führen. Große Ziele, wie ein Vereinsheim mit Steganlage an der seinerzeit geplanten Fuldastaustufe Wahnhausen oder ein Seglerzentrum an der ebenfalls in Planung befindlichen Seenfläche der Bundesgartenschau in Kassel werden ins Auge gefaßt.
Gleichzeitig zeigen sich unter der Vielzahl der Mitglieder die unterschiedlichen Interessen, was für erstmalig große Spannungen mit der Folge zahlreicher Vereinsaustritte und der Abspaltung einer Interessengruppe führt.
Unter einem neuen Vorstand geht es jedoch bald wieder aufwärts. Gemeinsam werden Busfahrten zu Bootsausstellungen, der erste Flottillentörn in die Karibik, auf der Ostsee und in türkischen Gewässern unternommen.
Das Projekt Staustufe wird zwar still und leise beerdigt, weil sich die Aussicht auf Genehmigung eines Vereinsheims zerschlägt. Gleichzeitig wächst jedoch der Umfang der Aus- und Weiterbildung im Verein, auch die Astronavigation gehört dazu.
1993 führen mit diesem erweiterten Wissen Mitglieder der SGk den ersten Transatlantiktörn durch, ein weiterer Flottillentörn in der Karibik folgt.
Im Jahr 1995 wird die Seglergemeinschaft Kassel e.V. stolze Miteigentümerin des Gebäudes am Buga-See und teilt es hinfort mit dem Windsurfverein Nordhessen e.V.
In viel Eigenleistung der Mitglieder werden die Räume weiter ausgebaut. Die Ausbildung unserer jüngsten Mitglieder kann mit einer inzwischen umfangreichen bunten Opti-Flotte auf dem Buga-See stattfinden, die Ederseeflotte wird ebenfalls erweitert, um eine umfassende Segelausbildung zu ermöglichen. Auch eine seegehende, neue Bavaria 35 als Vereinsyacht wird erworben (2008 wieder verkauft) und auf den Namen „Herkules“ getauft, die Heimat der Seglergemeinschaft auch auf See und in ausländischen Gewässern nicht verleugnend.
Die Seglergemeinschaft zählt wieder 477 Mitglieder und 115 Teilnehmer an Ausbildungen zu verschiedenen Führerscheinen vom Jüngsten- bis zum Hochseesegelschein, Motorbootführerscheinen, dazu Sprechfunkausbildung und Pyro-Scheinen für den Erwerb von Seenotsignalmitteln. Die Seesegelausbildung erfolgt auf der vereinseigenen Yacht.
1997 feiert die Gemeinschaft ihr 25-jähriges Bestehen und eine viel beachtete Geschwaderfahrt anläßlich der 25-jährigen Städtepartnerschaft nach Västeras in Schweden.
Als Anerkennung der Jugendarbeit in der Seglergemeinschaft Kassel wurden wir 1999 wieder mit einer großzügigen Spende eines Geldinstitutes belohnt und konnten neue Regatta-Optis anschaffen. Auch die Hochsee-Segelei erhielt Auftrieb durch den Start eines Atlantik-Törns im Oktober ’99, der mit Start in Fehmarn über Holland, durch den Englischen Kanal, über Lanzarote, die Kapverden, die Karibikinseln, Florida, die Bermudas, die Azoren, England und Holland im März 2000 nach knapp 13.000 Meilen glücklichen Abschluß auf Fehmarn fand. Kurz darauf holten Crews der SGK den Hessen-Cup der Ostseeregatta zum 3. Mal in unseren Verein.
Aber auch an der Seglergemeinschaft Kassel sind die Zeichen der Zeit nicht spurlos vorüber gagangen. Eine offensichtlich alle Sparten umfassende Vereinsmüdigkeit hat zu einem erheblichen Mitgliederschwund geführt, was andererseits auch als Gesundschrumpfungsprozess gesehen werden kann.
Zu den besonderen Vereinsaktivitäten zählen die SGK-Ostseeseglertreffen, die regen Zuspruch finden: 2003 in Gedser/Dänemark, 2004 auf Omö und 2005 in Dagelöcke/Langeland z.B. mit 39 Seglern und Seglerinnen. 2006 findet das Treffen in Ärösköbing statt, 2007 mit 23 Seglern/-innen in Dyvig/Alsen. In 2008 trafen sich 8 Boote mit Crews in Faaborg auf Fynen, 2009 wurde in Vindeby gefeiert. 2012 erreichten wegen schlechten Wetters leider nur 2 Crews mit ihren Booten rechtzeitig den vereinbarten Zielhafen. Segeln ohne Wind geht nicht, aber mit zu viel Wind ist es manchmal schon schwierig. Im Mai 2017 wurde ein Flottillentörn durchgeführt an dem 24 Seglerinnen und Segler auf fünf Jachten teilnahmen. Im Jahr 2022 trafen sich 7 Jachten in Travemünde auch wieder bei sehr viel Wind, aber mit ganz viel Sonne und besonders großen Lachsen auf dem Grill.
Ebenfalls schon traditionell sind die jährlichen Freizeiten der Jugendlichen an der Schlei oder am Edersee. Hier werden die Jugendliche die Woche über im Segeln ausgebildet und die mitgereisten Familien genießen die fantastische Landschaft.
In 2016 hat der Verein eine seegehende Jacht geschenkt bekommen, in Anerkennung und zur Fortführung der Ausbildungsarbeit für Jugendliche und Erwachsene. Die Jacht „INSPITATION“ ist eine 39 Fuß lange „Fabola Diva“, geeignet für bis zu sechs Personen. Nach vielen Umbauten und Anpassungsarbeiten wurde in 2017 der Betrieb dieses Vereinsschiffes begonnen. Seitdem werden in der Regel ca. 12 Wochen für Ausbildung, Jugendarbeit und Fahrtensegeln unserer Vereinsmitglieder gebucht.
Auch über 50 Jahre nach der Gründung gilt für die Seglergemeinschaft Kassel e.V. nach wie vor die Zielsetzung wie bei der Vereinsgründung formuliert, einer breiten Öffentlichkeit den Weg zum Segeln und damit zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung – auch für die Familie – freizumachen und insbesondere Ausbildungs- und Jugendarbeit zu fördern. Der stetige grosse Anteil von Kindern und Jugendlichen am Verein spricht für sich, darunter Hessenmeister und Anwärter auf Deutsche Meisterschaften. In Würdigung der aktiven Jugendarbeit wurde die SGK zur Pflege und Erneuerung ihres Bootsparks mehrfach mit großzügigen Spenden von Institutionen und Stiftungen unterstützt.
Der vereinseigene Bootspark umfasst im Jahr 2023
– eine 11,80 m lange Hochseejacht an der Ostsee zur Ausbildung, Jugendarbeit und zur Nutzung durch Vereinsmitglieder auf dem Meer
– zwei Ausbildungsjollen und eine moderne Freizeitjolle am Edersee, die außerhalb der Ausbildungszeit allen Vereinsmitgliedern zur Verfügung stehen
– ein Ausbildungssegelboot an der Buga, vier 420er Jollen, vier Laser, 17 Optimisten
und zwei motorisierte Schlauchboote als Sicherungsboote.
– drei Surfsegelbords und drei Stand-Up-Paddeling Bords.
Im Jahr 2022 wurde das fünfzigjährige Bestehen des Vereins in jedem Monat mit einer Vereinsveranstaltung gefeiert. So durften wir zum Beispiel den Hessischen Seglertag durchführen, bei dem auch die Vorsitzende des Deutschen Seglerverbandes anwesend war. Als größten Leuchtpunkt dieses Jubeljahres fusionierten wir mit den Windsurfer Verein Nordhessen e.V. die sich völlig in unserem Verein integriert haben.
Die Seglergemeinschaft Kassel e.V. ist Mitglied
im Deutschen Seglerverband,
im Landessportbund Hessen und
förderndes Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.